Jon. Harkers Gothic Novels
Jon. Harkers Gothic Novels

"Wie drei Hobbits nicht nach Bree kamen"

 

...spielt ein paar Jahre nach dem Ende des Herrn der Ringe.

Diese Geschichte (rund 40 Seiten) ist eine Huldigung an J.R.R. Tolkien, den unerreichten Meister.
Mit dieser Geschichte verfolge ich keine kommerziellen Zwecke. Die Recht an den dargestellten Figuren, Typen und Landschaften liegen nicht bei mir. Bei dieser Story handelt es sich um sogenannte Fanfiction.

Fragen und Meinungsäußerungen per Email an dietmar.preuss@gmx.de willkommen!

 

Link zur gesamten Erzählung

 

Die Schlacht von Wasserau war lange geschlagen. Die berühmten Hobbits Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk hatten erfolgreich die Schergen Saurons und Sarumans aus dem Auenland vertrieben. Die überlebenden Ostlinge, Haradrim und anderen Strolche und Halunken waren in ihre Heimat zurückgekehrt. König Elessar hatte mit ihnen Frieden geschlossen.

Auch hatte er verfügt, dass kein Mensch den Baranduin, den die Hobbits Brandywein nannten, überqueren und das Auenland stören dürfe. Die ehrbaren Menschen hielten sich daran. Hier und da mochten sich noch vereinzelte Haradrim oder kleine Gruppen Ostlinge in den Wäldern aufhalten und die Straßen unsicher machen. Aber Wegelagerer hatte es schon immer gegeben. Und die meisten wurden jenseits der Brandyweinbrücke gesehen.

Selbst König Elessar, der einige Jahre nach dem Ende des Ringkrieges seine alten Kampfgefährten besuchen wollte, betrat die Brücke über den Brandywein nicht. Pippin, auf den die Auenländer hörten, als sei er schon zum Thain gewählt, hatte dafür gesorgt, dass die Hobbits eine prächtige Zeltstadt in den Uferwiesen aufbauten. Das Auenland erwies so dem König seine Ehrerbietung.
Zwei Tage lang dauerten die Festlichkeiten und König Elessar und seine Königin Arwen, die eine Elbin und die schönste Frau Mittelerdes war, konnten sich wieder einmal vom sagenhaften Appetit des Hobbitvolkes überzeugen. Merry und Pippin, die als Helden und wegen ihrer Abenteuerlust als etwas verrückt galten, empfingen den König am östlichen Ufer des Brandywein.

Die Hobbits des Auenlandes kannte bis dahin nur Geschichten von Merrys und Pippins Abenteuern. Aber als vernünftige Leute trauten sie ihren Augen eher als verrückten Erzählungen. Als der König mit seinem kleinen Gefolge erschien, murmelte die wartende Menge aufgeregt und ehrfürchtig. Aber der König stieg einfach vom Pferd und eilte auf Merry und Pippin zu. Die riefen laut „Streicher!“, stürmten auf ihn zu und die drei alten Gefährten umarmten sich fest und lange.
Da waren die Zuschauer mucksmäuschenstill. Die Achtung der Hobbits vor Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock, dem zukünftigen Herrn von Bockland, stieg in diesen Tagen beträchtlich.

Aber nicht allein deswegen waren Herr Tuk und Herr Brandybock sehr angesehen. Sie hatten tatkräftig den Aufbau des Auenlandes geplant und natürlich auch tüchtig mit angefasst. Herr Brandybock hatte nicht einmal den ihm zustehenden Platz im Bockenburger Schloss eingenommen, sondern teilte sich mit Herrn Tuk eine Höhle in Hobbingen, auf die leider niemand mehr Anspruch erheben konnte.

Nach der fürchterlichen Schlacht kehrte langsam wieder die so sehr geliebte Ruhe und Ord-nung im Auenland ein. Die Hobbits gingen wieder ihren alten Gewohnheiten nach. Dazu gehörte auch, jedwedes Abenteuer abzulehnen, dass länger dauerte, als zwischen zwei Mahlzeiten Zeit war.
Im Nachhinein betrachtet erschien den Auenländern sogar die Abenteuerlust der Herren Tuk und Brandyock als sehr bedenklich. Aber natürlich wusste jeder, dass ohne diese beiden Abenteurer das Auenland nicht gerettet worden wäre. So galten Herr Tuk und Herr Brandybock zwar als Helden, Herr Tuk war sogar der aussichtsreichste Anwärter auf das künftige Thainsamt. Aber bei einigen Hobbits hatten sie schon wieder einen eher zweifelhaften Ruf. Darunter waren einige, die sich Pippin nicht als zukünftigen Thain vorstellen konnten.

*

Peregrin Tuk, dieser berühmte Hobbit des Auenlandes, war auf dem Weg zu seiner Höhle. In seiner Berühmtheit stand er nur Frode Beutlin und vielleicht dessen Onkel Bilbo nach. Es gab sonst nur noch einen weiteren Hobbit, der ebenso berühmt war wie er. Das war ein gewisser Gemüsedieb namens Meriadoc Brandybock. Mit diesem Hobbit, genannt Merry, teilte er sich seit ihrer Rückkehr von den Abenteuern mit Elben, Königen und Zwergen eine verwaiste Höhle in Hobbingen.

Diese beiden erzählten an den langen Abenden im "Grünen Drachen", sie hätten nicht nur zahlreiche Abenteuer erlebt, was schon bedenklich genug war. Sie wollten sogar Anteil am Krieg der Großen, der Menschen und Elben, gegen den bösen Herrscher Sauron gehabt haben. Verbürgt war allerdings nur, dass sie schon vor ihrer langen Reise eifrige Gemüsediebe waren...

 

 

 

 

 

Horror-Kurzgeschichte

"Verborgene Mängel"

in der Anthologie "Blutkuss"

Intrag Int'l, 2006, ISBN 1-933-14027-5

zu bestellen bei www.amazon.dewww.libri.de, im Buchhandel oder bei einer dieser Buchhandlungen (ISBN angeben!): http://www.intrag-publishing.com/buchhand.htm

Auszug:

... Das etwa meterhohe Kastengrab war mit einer Bleiplatte verschlossen, deren Inschrift kaum noch zu entziffern war. So etwas wie ... ycanem und Cav... las er, außerdem römische Zahlen. Am Fußende war die Ölflamme mit einmonatiger Brenndauer angebracht, die selbst bei plötzlicher Zugluft nicht verlöschen konnte. Jack musste einmal in der Woche einem Diakon Zutritt gewähren, der die Flamme kontrollieren und Öl nachfüllen würde. Diese Regelung ärgerte ihn und das Koks, das noch in seiner Nase brannte, steigerte das Gefühl zu maßloser Wut. Aus einer bösen Laune heraus stieß er mit dem Knie gegen das rote Glas, das das Ewige Licht schütze. Der Glaszylinder zerbrach, die Flamme flackerte und erstarb.

Im selben Moment verdüsterten sich die prächtigen, hochaufstrebenden Bleiglasfenster. Die Schatten in den Ecken und Nischen der dreischiffigen Kirche wurden tiefer, die Säulen und Dienste schienen sich nach oben auszudehnen."Scheiße, was soll das jetzt?", flüsterte Jack und schüttelte den Kopf. "Ihr Pfaffen macht mir keine Angst", murmelte er ...

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Fantasy-Kurzgeschichte

"Engel, in Stein gebrannt"

in "Windgeflüster - Magazin für Phantastik und Rollenspiel", Ausgabe 56, voraussichtlich 10/05, ISSN 0935-932X

Auszug:

„Auch Tycho und Galileo hat der Lichtbringer aufgespürt, Uriel. Jetzt stehen sie im Kreuzgang von San Agostino, Tycho neben einer Pieta, Galileo unter einem Kruzifix. Es ist schön dort, hell und trocken.“

Der Mann, der mitten in der Nacht auf einer Friedhofsbank saß und vor sich hin murmelte, sah aus, als habe er Beistand nötig. Sein Rücken schien krumm und gebeugt, sein Gesicht wirkte im Mondschein überirdisch blass. Bei Tage hätte ein hilfsbereiter Mensch ihm vielleicht Hilfe angeboten. Aber nach nur einem Blick in seine Augen wäre dieser Mensch schnell weitergegangen. Sie schienen unendlich wie das All zu sein, und so schwarz, dass man vergeblich versuchte, Sterne darin zu sehen. Der Name des Mannes war Rurik.

(...)

„Galahad ist in den deutschen Landen. Es gibt dort noch siebzehn Reliquien, die das Blut Seines Sohnes enthalten sollen und die wir noch nicht untersucht haben. Wenn doch nur eine davon die wahre Reliquie wäre, dann könntest du mich bald lehren, mit diesen Dingern umzugehen!“

Der Mann klopfte sich auf die Schulter und nahm einen kleinen Schluck aus der Flasche. Er schloss die schrecklich schönen Augen und sann dem Geschmack der öligen, bernsteinfarbenen Flüssigkeit nach, die seine Kehle herunterrann.

„Wenn diese verfluchten Kreuzritter nur nicht jeder Stadt, jedem Bistum und jeder bedeutenden Kirche einen Splitter vom Kreuz Seines Sohnes, einen Tropfen Blut oder sonst einen Schwindel angedreht hätten, dann müssten wir heute nicht so verzweifelt suchen!“...

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Satire

"Reine Verteidigung"

in der monatlichen Literaturzeitschrift "Kurzgeschichten", Ausgabe 06/05

ISSN 1613-432X, zu bestellen unter Bestellung@kurzgeschichten.biz

bereits erschienen in "Ekelhaft", Wien, 2003

Auszug:

...Am folgenden Samstagabend machten sich Polyester Mittler und seine Frau, die vor etwa 80 Pfund sicher einmal ein Fräuleinwunder gewesen war, auf den Weg. Frau Mittler hatte Walküre an der Leine, Herr Mittler raunzte.
„Dieser verfluchte Bengel! Was der sich heraus nimmt. LAN-Party! Was ist das überhaupt?“
„Das hat was mit Computern zu tun. Reg´ dich nicht auf, Schatz, das ist die Zukunft. Wenn er das gerne macht, soll man ihn doch fördern. Vielleicht wird das mal sein Beruf.“
„Fördern, fördern! Der hält doch nur alle zwei Jahre die Hand auf für einen neuen Computer.

„Ey, Alter, geil, dass Du auch schon kommst.“ wurde Ulli von seinen Computerkollegen im Jugendkeller des Pfarrheims begrüßt. Er war über eine halbe Stunde zu spät dran. Die elf Bekannten hatten in der Zwischenzeit schon mal die Geräte aufgebaut und vernetzt. Sie waren ärgerlich, dass Ulli sie so lange warten ließ. Sie hatten die Rechner hochgefahren und wollten endlich mit der Schlacht beginnen: Zwölf Kämpfer des Space-Conqueror-Korps würden sie gleich sein und gegen die gnadenlosen, lebensgefährlichen, computergenerierten Drags antreten. Das waren Jäger des Drachenvolkes, die dabei waren, die Erde zu überfallen, alles Leben auszurotten und den Planeten zu besiedeln. Was natürlich nicht anging, denn so etwas durften nur die Space-Conquerors. Die zukünftigen IT-Spezialisten und Sozialhilfeempfänger freuten sich darauf, in die bildreiche Computerwelt einzutauchen, um miteinander gegen die Drags zu kämpfen, zu schießen, zu töten, Flammen zu werfen und zu zerstören, zu brennen und zu morden.

Die Mittlers wurden am Eingang des städtischen Festsaals von Viktor von Driesbach empfangen.
„Alfons und Eva! Es ist schön, treue Anhänger wie Euch zu sehen!“ Der Mann im dunklen Anzug, mit kurzen, weißen Haaren und einer kleinen, kreisrunden Brille trat ihnen einen Schritt entgegen und schüttelte ihnen die Hände. Er wusste, was er seinen beitragzahlenden und spendefreudigen Anhängern schuldig war. Zwei breitgebaute Männer, um die 20 Jahre alt, mit geschorenen Köpfen und schwarzen Bomberjacken, die mit verschränkten Armen im Eingang des Festsaals standen, machten den Weg frei...

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Märchen

"Perpedios Phantasie"

in der monatlichen Literaturzeitschrift "Kurzgeschichten", Ausgabe 02/05

ISSN 1613-432X

zu bestellen unter Bestellung@kurzgeschichten.biz

Auszug:

... Als Herr und Frau Fliederweiß am nächsten Morgen aufwachten, lag ein winziger Elfenjunge neben ihnen, mit blonden Locken, weißer Haut und silbergrünen Augen. Das Kind lächelte seine Eltern an, gab ein Quietschen von sich, das sehr vergnügt klang und drehte sich auf den Bauch. Da erschraken Verbene und Laudario und wollten ihren Augen nicht trauen: Ihr Kind hatte keine Flügel! Nur zwei Schulterblätter waren da, wo bei allen anderen Kindern die zarten Vierflügel aus dem Rücken wuchsen!
Das Elfenkind schien das nicht im geringsten zu stören. Es begann auf allen Vieren zu krabbeln und gelangte zum Rand der Blüte. Hier machte es halt, denn der Blick in die Tiefe verursachte ihm wohl Unbehagen. Laudario löste sich aus seiner Erstarrung und griff zu, bevor das Kind hinunter fiel. Jedes andere Elfenkind hätte seine Vierflügel ausgebreitet und seinen ersten Flug begonnen. Aber dieses Kind konnte das nicht, würde es niemals können.

Was sollten sie nur tun? So etwas war seit ewigen Zeiten nicht mehr vorgekommen! Bei aller Phantasie, die den Elfen zu eigen ist, konnten die Eltern sich nicht vorstellen, wie dieses Kind jemals glücklich werden sollte. Sie waren so traurig, dass ihnen nicht einmal ein Name für den kleinen Jungen einfiel.
„Wir werden ihn zur weisen Frau im Höhlenbaum bringen. Vielleicht kann sie uns Rat geben,“ sagte Verbene...
Eine sehr stimmungsvolle, gut erzählte Feengeschichte, die ihre (politisch korrekte) Botschaft rüberbringt, ohne zu sehr mit dem Zaunpfahl zu winken oder dem Leser Schuldgefühle einzuimpfen. Der Einfall, dass eine Behinderung, was immer man darunter verstehen will, eine Bereicherung sein kann, ist zwar nicht neu, aber hübsch umgesetzt.
Und ein Happy-End, wie es sich für Märchen gehört, fehlt auch nicht. Für Erwachsene wie für Kinder geeignet, ich habe Perpedios Phantasie gern gelesen, es ist eine Wohlfühl-Geschichte.

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Fantasy-Kurzgeschichte

"Fluch der Winterwelt"

in der Fantasy-Anthologie "Winterwelt"

Intrag Int'l, 2003, ISBN 0-972-74323-5

zu bestellen bei www.amazon.dewww.libri.de, im Buchhandel oder bei einer dieser Buchhandlungen (ISBN angeben!): http://www.intrag-publishing.com/buchhand.htm

Rezension unter www.homomagi.de:

...Dietmar Preuss schrieb eine Kurzgeschichte, die auch ein wenig sozialkritisch ist. Das findt man selten in der Unterhaltungsliteratur. Damit hat er nicht nur eine interessante, sondern auch eine ungewöhnliche Fantasyerzählung geschaffen...

Auszug:

...Es war kein Mensch, was da durch den Schnee pflügte und dessen Kraft und Beharrlichkeit seiner geringen Größe nicht entsprach. Aber dieses Wesen war auf dem Weg zu Menschen und es war in Eile. Um die Brust trug die Gestalt ein Geschirr aus Lederriemen, mit dem es einen Schlitten aus Eichenholz zog. Der war beladen mit Handelswaren, denn der Handel war der Beruf des Wesens. Und der Handel durfte auch im Winter nicht ruhen, selbst wenn der Winter acht von zwölf Monden eines Jahres dauerte.
Werkzeuge aus Stahl, seltener Schmuck und Nahrung in Büchsen, alles aus der Zeit vor dem Tiefen Fall der Welt, führte das Wesen mit sich. Festgeschnallt zwischen den Ballen und Paketen mit nützlichen und wertvollen Gegenständen lag der Grund für die Eile des Händlers: Ein etwa zwei Jahre altes Menschenkind, das bis auf die blasse Nase in gewebte Decken gehüllt war und irgendwo zwischen Leben und Tod schwebte.
Der kleine Händler war seit beinahe drei Tagen unterwegs. Jetzt sah er sich nach dem Bündel um, das unter so seltsamen Umständen zu ihm gefunden hatte, hob den Kopf und beobachtete den Himmel im Westen. Der Tag neigte sich seinem Ende zu und trotz aller eigenen Kraft und Härte wollte er nicht noch eine Nacht im Freien verbringen. Das Menschenkind brauchte Wärme, brauchte einen Heilkundigen.

Das Kind trug ein Brandmal auf der linken Schulter, stammte also von einem der Großhöfe, den letzten Horten der Zivilisation in dieser Welt. Das Mal zeigte das Zeichen Harolds des Harten. Angebracht am ersten Geburtstag, wie es Sitte auf den Großhöfen war, sollten Schock und Schmerz die starken von den schwachen Kindern trennen. Nun half es herauszufinden, von welchem Großhof das Kind stammte.
Allerdings war seine Rasse auf dem Großhof Harolds des Harten nicht willkommen. Nur das Gastrecht hatte den Händler einmal davor bewahrt, ohne einen warmen Trunk und ein Nachtlager fortgejagt zu werden. Geschäfte waren dort kaum zu machen, aber das Kind musste eilends zwischen feste Wände... :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Fantasy-Kurzgeschichte

"Dreimal soll Dein Herz für mich schlagen"

in der Fantasy-Anthologie

"Erotische Phantasien"

Intrag-Int'l, 2004, ISBN 0-972-74326-X

zu bestellen bei Amazon.de, libri.de, im Buchhandel oder bei einer dieser Buchhandlungen (ISBN angeben!): http://www.intrag-publishing.com/buchhand.htm

Auszug:

...wie immer öffnete Marij und wie immer war sie nackt. Und nackt bedeute für Marij nicht allein das Fehlen von Kleidung. Nicht das kleinste Haar verdeckte die makellose Bronze ihrer Haut.
„Oh Marc, es ist schön, dass Du uns wieder einmal die Ehre erweist. Wie lange bleibst Du in Wien?“
Ihre Stimme war sanft. Eine unstillbare Sehnsucht schwang darin mit.
„Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich noch sechs Wochen bleiben.“
Sie führte seine Hand an ihre Lippen, an ihre winzigen Brüste. Marc dankte ihr und folgte dem knabenhaften Körper die etwa 80 Stufen hinab. Die steile Treppe, die Wände aus roh behauenen Steinen, die Nähe der Toten rief nicht zum ersten Mal einen angenehmen Schauer auf seinem Rücken hervor. Nicht dass er die Berührung einer Toten begehrte. Aber die Vorstellung, im Hades, im Orcus, in der Hölle zu höchsten Freuden geführt zu werden, faszinierte ihn immer wieder. Wie nah er dieses mal mit solchen Gedanken der Wahrheit kam, ahnte er nicht.

Das warme, flackernde Licht der Fackeln an den Wänden umschmeichelte den makellosen, androgynen Körper Marijs und milderte den Hauch von Härte, den die sich deutlich unter der Haut abzeichnenden Muskeln hervorriefen.
Im Empfangsraum ließ Leblanc sich von Marij aus dem Mantel und dem Rest der Kleidung und in einen schwarzen Seidenmantel helfen.
„Darf ich dir eine erste Erleichterung verschaffen, bevor du deine Wahl für die Nacht triffst?“, fragte sie ihn.
„Nein, vielen Dank, Marij. Ich habe erst gestern...“
Marij nickte. Sie wirkte ein wenig enttäuscht.

Marc sah sich im Empfangszimmer, das etwa zehn Meter unter den Grabstätten lag, um. Es hatte sich gottlob nicht geändert. Leblanc liebte dieses wilde Durcheinader, das einem puristischen Kunstkenner vielleicht aufgestoßen wäre. Plüsch und roter Samt, hier und da etwas fadenscheinig, bildeten den Hintergrund für Möbel und Dekoration aus vielen Epochen.
Ludwig XVI war ebenso vertreten wie Art Deco, milde, gustavianische Strenge stand neben verspieltem Jugendstil. Das alles war so beleuchtet, dass die traumhaft schönen Frauen, die sich auf Polstern und Chaiselonguen räkelten, gerade zu erkennen waren.

Ein jeder Fetisch war im Club Mortalité verfügbar. Und wer bereit und vor allem in der Lage war, den Preis zu bezahlen, kam hier mit einiger Sicherheit auf seine Kosten. Für Marc Leblanc war das bisher nie ein Problem gewesen.
Er winkte Louise zu, deren perfekte Beine in High-Heels endeten, die schon oft sowohl ihn als auch Louise selber zu einem grandiosen Höhepunkt geführt hatten. Ein Nicken galt Sissi, deren herrliche Rundungen durch schwarzes Nylon schimmerten, das nahtlos ihren Körper bedeckte. Der blondlockige Kopf, der aus einer der beiden einzigen Öffnungen dieser wundervollen zweiten Haut hervorschaute, nickte zurück.
Marij unterbrach Marc in seine Betrachtungen.
„Wir haben einen Neuzugang.“ kündigte sie an...

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Science-Fiction-Kurzgeschichte

"Brötchen online"

in der Anthologie "Deutschland in 30 Jahren", ISBN 3-933570-08-5

Verlag Textzeichen, 2004

zu bestellen unter www.textzeichen.de

Auszug:

...Mit den Jahren war die Welt um Art herum immer perfekter geworden. Alles spielte sich leise und digital ab, selbst die Leute auf den Straßen sahen in diesen Zeiten ausnahmslos jung und hübsch aus, waren gut gebaut und durchweg modisch gekleidet. Auch hier in dem kleinen Park, an dem er vorbeispazierte, war das so: Überall junge, aparte Leute. Manchmal kam er sich fremd vor, aber wie fremd er wirlich war, konnte er nicht einmal ahnen.

„Guten Morgen, Art!“ rief eine sympathische, weibliche Stimme. Er drehte sich in die Richtung, aus der Stimme kam. Auf der kleinen Grünfläche stand Fee Wolken, seine Nachbarin, und machte Thai-Chi-Übungen. Art bewunderte die schlanke Linie und die wunderbar proportionierten Rundungen in dem hautengen Sportdress. Fee war mindestens dreissig Jahre jünger als er, konnte Art nur schätzen, denn dem Aussehen nach war sie vielleicht gerade mal fünfundzwanzig.
„Was machst Du so früh auf der Straße?“, fragte die hübsche Nachbarin.
„Ich hole mir meine Schrippen zum Frühstück.“ sagte Art, ohne den Blick von den perfekten Lippen in dem ebenmäßigen Gesicht zu wenden.
„Aber die kann man doch jetzt online bestellen.“
Verwundert sah Fee Wolken ihn an.
„Jaaaa.....“ antwortete Art. Er glaubte, es sei sinnlos, Fees Generation zu erklären, warum er seine Monitore verlassen und sich selbst auf den Weg gemacht hatte.
„Aber ich kann Dich ebenso fragen, warum Du nicht am Bildschirm sitzt und hier Übungen machst.“
Art musste einen Moment auf die Antwort warten, denn Fee fuhr mit ihren Übungen fort. Verschiedene Figuren, die nach strengen Regeln mit Armen, Beinen, sogar dem ganzen Körper gebildet wurden, gingen ansatzlos ineinander über.„Ich recherchiere gerade über fernöstliche Lebensart im Internet.“ erklärte Fee. „Da bin ich auf einen Artikel über Thai-Chi gestoßen. Ich habe alles heruntergeladen,“ sie tippte sich an die rechte Schläfe, wo sich ihre digitale Schnittstelle befand, „und musste es gleich selbst ausprobieren.“...

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Science-Fiction-Kurzgeschichte

"Kaffeebohnen und ein altes Taxi"

in der Anthologie "Tastengeflüster", ISBN ISBN 3-89906-752-5

zu bestellen unter www.kurzgeschichten.biz

Auszug:

Der Tourbus mit der Band schwebte der Arena entgegen. Die Stimme des Autopiloten erklang aus den unsichtbaren Lautsprechern:
„Eine halbe Stunde noch, Jungs.“
Die „Jungs“ im hinteren Teil des Busses hatten sich bereits umgezogen. Schwarzes Leder, Nietenbänder, Ketten und Kreuze in Gold und Silber verdeckten schlaffe Muskeln, dünne Beine, hängende Bäuche und tiefe Runzeln.
Ein Kritiker des „Rolling Stone“-Magazines hatte bereits einen Abgesang auf die Band geschrieben. Zu alt, zu verbraucht seien die vier reiferen Herren, zu verwöhnt vom Luxus, den sie in ihrer 78-jährigen Karriere angesammelt hatten. Das besondere „Etwas“, das die Kraft und die Macht ihrer früheren Musik ausgemacht hatte, sei tot, ihre Auftritte nur noch ein Abklatsch früheren Glamours.
Trotzdem hatte es ihr Managerkonsortium noch einmal geschafft, eine Arena mit 140.000 Gästen von allen bewohnten Monden zu füllen. Es war der Auftakt zu einer neuen Tour, die die Band wiederbeleben sollte.

Cougar, der Sänger und Bandleader, legte seinen Sartre weg, nahm die dicke Lesebrille ab und sah sich um: Carl, der Bassist, hatte ein dünnes Kabel in seinem Schläfenstecker und konferierte drahtlos mit seinem Anlageberater. Der wollte ihn sicher wieder zu Termingeschäften überreden. Cougar wünschte sich, Carl würde sich darauf einlassen und sein ganzes Vermögen verlieren. Das würde sein Bassspiel sicher eindringlicher und druckvoller machen.
Cat, der grauhaarige Schlagzeuger, band sich gerade ein schwarzes Kopftuch mit einem Knochenkreuz darauf um die Stirn. Es verdeckte das kaum noch vorhandene Haar und machte ihn um zehn Jahre jünger.
„Wo ist Coco?“, fragte Cougar den Schlagzeuger.
Der Gitarrist war nicht zu sehen, aber aus dem oberen Stockwerk des Busses, wo sich die Schlafräume befanden, hörten die drei Männer rhythmisches Poltern und leises Seufzen. Cat grinste Cougar an. Es war schon immer so gewesen, dass Coco danach am besten spielte.
„Wie alt ist sie diesmal, Cat?“
„Neunzehn. Sagt sie jedenfalls,“ gab der Schlagzeuger zurück.
„Wieder eine Ionierin?“
„Seit dem Konzert vor 34 Jahren auf Io will Coco nichts anderes mehr.“
Carl zog das Kabel aus seiner Schläfe, was ein schmatzendes Geräusch verursachte, und schüttelte den Kopf.
„Wann wird er endlich erwachsen?“, fragte er.
Cougar fragte sich im stillen, ob nicht Coco der einzige war, der es richtig machte und sich weigerte, erwachsen zu werden. Vielleicht lebte diese „Etwas“, das die Band früher ausgemacht hatte, nur noch in ihm. Und auch der Kritiker des „Rolling Stone“, der die Band niedergemacht hatte, hatte einzig Coco und sein Gitarrenspiel ausgenommen.

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Kurzgeschichte realiter

"Nicht auf den Mund"

in der monatlichen Literaturzeitschrift "Kurzgeschichten",

Ausgabe 11/2004, ISSN 1613-432X

zu bestellen unter www.verlag-lindow.de oder Bestellung@kurzgeschichten.biz

Auszug:

Schnell hatte sie die Schublade „Dumme Anmache“ wieder geschlossen, ohne ihn dort hinein gesteckt zu haben, und ein lockeres Gespräch entwickelte sich. Von der Qualität der Pizza, ein Geheimtipp in der Stadt, waren sie auf ihre Vorliebe für gutes Essen und gute Weine gekommen. Ihr hatte gefallen, dass Andrej bei diesem Thema nicht nur mitreden konnte, sondern echte Begeisterung zeigte.

Als sie feststellten, dass sie beide ihre Mittagspausen zwar zu unterschiedlichen Zeiten aber an den gleichen Orten verbrachten, hatten sie sich für den kommenden Montagmittag in einem Cafe verabredet, mit Wiener Charme, obwohl ihre Stadt so weit wie möglich von der alten Kaiserstadt entfernt war.

Sie verabredeten sich noch des Öfteren, irgendwann lud Andrej Lara nach Hause ein, ein Gegenbesuch musste, natürlich, beim nächsten Treffen folgen. Sie schliefen miteinander, die ersten Male vorsichtig, wie unerfahren, später wie Erwachsene.

Lara erzählte ihm von ihrer letzten unglücklichen aber leidenschaftlichen Beziehung, von der sie sich erst vor wenigen Wochen getrennt hatte. Andrej verheimlichte nicht seine Frau. Er nahm das Risiko auf sich, dass Laras Bauch, wenn auch nicht Herz, noch zu einem Teil bei ihrem Toreador war. Sie konnte akzeptierten, dass er seine Frau regelmäßig sah. So wurden sie ein Liebespaar und bald noch mehr als das. Aber niemals küsste Andrej Lara auf den Mund...

Leserstimmen (http://35675.forum.onetwomax.de/topic=103680060875):

Diese Geschichte hat mir ebenfalls gut gefallen. Der Prot wirkt in seinem Handeln sympathisch und scheint eherne Grundsätze zu haben, was Liebe und Treue anbelangt. Gleichzeitig sehnt er sich danach, in die normale (Gefühls-)Welt zurückkehren zu können. Einfühlsam den inneren Zwiespalt vermittelt...

Hat mich sehr berührt und wirklich gut gefallen. Mehr davon...

Starker Tobak die Geschichte. Macht auch nachdenklich.
Meinen größten Respekt an den Autor...

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Science-Fiction-Kurzgeschichte

"Der Kampf gegen die Baumfresser"

in der Science Fiction-Anthologie "Walfred Goreng"

herausgegeben von Armin Rößler und Dieter Schmitt

Wurdack Verlag

ISBN 3-938065-04-4, im Buchhandel oder unter www.storyolympiade.de

Auszug:

... “Das ist Wahnsinn, mein Prinz!”, rief Hyglei, ein Krieger mit mächtigem Brustkorb.
Wäre es nicht gerade dieser Mann gewesen, Prinz Thorn hätte ihn einen Feigling geschimpft und so einen Zweikampf herausgefordert.
“Ihre Haut ist undurchdringlich, weder Schwert noch Spieß kann sie verletzen”, fuhr der Krieger fort. “Bei einem Sturmangriff werden viele Krieger fallen, aber die Baumfresser werden nicht aufgehalten werden. Das haben wir in den letzten Wochen erfahren müssen.”
Prinz Thorn, nicht so muskulös wie Hyglei, aber sehnig, ausdauernd und für seine Schnelligkeit mit dem Schwert gefürchtet, nickte. Der Kriegsrat der zehn ersten Krieger, von denen Thorn Sperberkralle einer war, hatte sich versammelt. Der mannhafte Kampf gegen die monströsen Wesen , bei dem viele tapfere Männer den Tod gefunden hatte, war ohne Erfolg geblieben.

Bericht des Auto-Abusers aus Sektor E/D/A:

Holzerntemaschinen in Betrieb genommen

Marginale Verzögerungen durch organisierten Widerstand

Aufwandshochrechnung: vierzehn Prozent des prognostizierten Ertrags..

Leserstimmen

...Ich frage mich, warum jemandem der Sinn dieser Geschichte verschlossen bleiben sollte. Ich fand sie klar, eindrücklich und mit Botschaft ausgestattet. Auch Primitive haben eine Chance gegen Zivilisierte... Der Stil gefiel mir, die Handlung fand ich spannend und stimmig.

...Es wäre vergeblich, nach Mängeln im Stil, im Aufbau und im Ablauf der Kurzgeschichten suchen zu wollen...

Die einzige Story, in der die Aliens die Helden sind. Es geht um ein Naturvolk, dessen Heimat der Urwald ist. Dieser wird von riesigen Robotern gerodet, die von den Ureinwohnern für Drachen gehalten werden. Es kommt zum Kampf. Die Roboter erweisen sich zwar als robuster als die Aliens, aber die Verluste durch die Kämpfe sind dennoch so hoch, daß es sich für die Auftraggeber nicht mehr lohnt. Nette Story, solide erzählt. Ohne Höhepunkte, angenehm zu lesen.

Rezension (Ausschnitt aus: http://www.sfdb.de./rezis/roessler-armin--walfred-goreng.html):

Auf einem Planeten landen Holzerntemaschinen, die eine Wüste hinter sich zurücklassen. Die primitiven Eingeborenen leisten fast aussichtslosen Widerstand... Dietmar Preuß spricht hier ein aktuelles Thema an: Die Zerstörung der Natur und damit unserer Lebensgrundlage aus reiner Profitgier. Die Lösung aus Sicht des Autors: Umweltzerstörung muß unprofitabel werden! Das Ganze wird unaufdringlich in einer netten Geschichte verpackt. So muß Science Fiction sein! Empfehlenswert!

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Phantastische Kurzgeschichte

"Verfluchte Fähigkeit"

in der Anthologie "Rätselhafte Phänomene"

Verlag Textzeichen, 2004

ISBN 3-933570-07-7

zu bestellen unter www.textzeichen.de

Auszug:

... Der Türsteher der Nobeldisco lässt mich trotzdem hinein, weil er plötzlich meint, mich schon einmal im Kino oder im TV gesehen zu haben. Und damit gehöre ich zu den bevorzugten Gästen des Ladens. Die Tanzfläche ist voller Frauen, die hungern, sparen und sonst etwas tun, um dem gerade geltenden Schönheitsideal zu entsprechen, die neueste Mode tragen zu können und den richtigen Leuten aufzufallen.

Mich reizen diese rasierten Beine, High-Heels, kleinen Pos und großen, im Takt wippenden Brüste. Kurze, eng anliegende Röcke, halbdurchsichtige Tops und tiefe Ausschnitte tun das ihrige.
Ich stelle mich auf der Tanzfläche vor eine dieser Über-Frauen und mache einen Schritt nach links, einen nach rechts. Die Gazelle mit den kurzgeschnittenen Haaren, der kaffeebraunen Haut und den sanften Augen bewundert meine überaus eleganten Bewegungen, sieht vor ihrem inneren Augen das Muskelspiel meines trainierten Körpers und stellt sich vor wie es wäre, mir die Designer-Klamotten vom Leib zu reißen. Hat sie mich nicht schon oft hier gesehen? Nicht selten auch mit dem Serienproduzenten, der hier Stammgast ist und dem ich sie vielleicht vorstellen könnte?
Ich überlege noch, ob ich heute nacht Lust auf sie habe. Kurz darauf sind wir im kleinen, aber geschmackvoll eingerichteten Appartement der Gazelle. Sie ist gerade gewaltig gekommen, weil es für sie noch nie so schön war, einen gelangweilt daliegenden Mann nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen.

Großer Gott, denken Sie jetzt? Das wäre was! Meinen Damen, runzeln Sie nicht die Stirn! Ich kenne verfluchte Frauen, die machen sich ihre Fähigkeiten genau zum gleichen Zweck zu nutze. Haben Sie sich noch nie gefragt, warum gerade das unscheinbare Mauerblümchen von nebenan diese durchtrainierten, dunkelhaarigen Typen abgekriegt, die ihr auch noch scheinbar jeden Wunsch von den Lippen ablesen und ihr zu Füßen liegen?
Aber ich sage Ihnen, ich würde auf meine Fähigkeiten gerne verzichten, wenn ich nur könnte ...

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Märchenhafte Kurzgeschichte

"Der Elfenjunge, der nicht fliegen wollte"

im phantastischen Literaturheft "Elfenschrift"

Ausgabe II/2004

ISSN 1613-3293

erhältlich ab Juni 2004 unter www.elfenschrift.de

Auszug:

...Veilchen und Ikario beobachteten ihren Sohn - wie jeden Morgen - aus den Augenwinkeln, ob er nicht endlich seine Flügel entfalten und sich in die Lüfte erheben wollte. Aber wie immer kletterten die beiden Jungen an der Borke des Wohnbaumes herunter und marschierten Seite an Seite durch das weiche Moos des Bodens. Sie hatten die Silberklarquelle zum Ziel, wo sie baden und auf den runden Steinen in der Sonne liegen wollten.

Als sie vor sich ein Rascheln im Laub hörten, blieben sie stehen. Starr vor Angst sahen sie sich an, denn durch den Westwald schlichen zahlreiche Jäger und Räuber. Ein Efeublatt wurde beiseite geschoben und zwei Däumlinge in zerrissenen, schmutzigen Flachskleidern standen vor ihnen. Sie hatten Beulen und Geschwüre in den Gesichtern und bluteten an Armen und Beinen.
Dädalio ahnte, dass es Traps und Leli waren, die Eltern seines Freundes, die vor so vielen Monaten von den Schwarzen Hornissen entführt worden waren. Wie toll hatten die beiden nach Monaten harter Fronarbeit gegen die Wärter der Arbeitsgrube gekämpft und sich durchschlagen können. Dieser Kampf hatte die schlimmen Spuren hinterlassen, die ihren Sohn nun so erschreckten.

Flips machte große Augen. Freude, Unglauben und Schrecken mischte sich in ihnen. Schon oft waren Däumlinge von den bösen Insekten verschleppt worden. Aber noch nie waren diese armen Seelen aus den finsteren Höhlen der Erdbewohner zurückgekehrt...

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Über eine zerstörte Seele

"Der schwarze Mann"

in der Anthologie "Seelenscherben",

ISBN 3-937536-25-6, erscheint voraussichtlich im August 2004.

Die gleiche Story erschien als

"Den Schwarzen Mann gibt es doch!"

in der monatlichen Literaturzeitschrift "Kurzgeschichten",

Ausgabe 04/2004, ISSN 1613-432X

im Bahnhofsbuchhandel oder zu bestellen unter www.verlag-lindow.de

Auszug:

...Einzig Dr. Solis hatte sie ihr Geheimnis preisgegeben. Dr. Solis war ihr anfangs sehr unheimlich vorgekommen. Er war auf Dr. Gaby gefolgt, als die zu Dr. Näkeli, dem Chefarzt, gesagt hatte, sie käme nicht weiter. Dr. Solis hatte ihr gesagt, er wolle sie hypnotisieren und das tue nicht weh.

Ninu wusste noch genau, dass es ein Donnerstag war, als Dr. Solis sie im Schlaf ausfragte, denn an dem Tag kam abends ihre Lieblingsserie im Fernsehen. Als sie wach wurde, war Dr. Solis sehr blass und er sah aus, als hätte er sich sehr erschrocken. Er hatte sie ganz vorsichtig gefragt, wer der Schwarze Mann sei und ob sie jetzt, wo sie wach sei, wüsste, was der Schwarze Mann mit ihr gemacht habe. Und ganz ehrlich hatte sie gesagt, dass sie das nicht mehr wüsste. Das sei gut, hatte Dr. Solis gesagt und er wolle am nächsten Montag mit den anderen Ärzten über den Schwarzen Mann sprechen.

Am Freitag war wie immer der neue Papa gekommen und hatte mit Dr. Solis geredet. Danach war er zu Ninu gekommen, hatte aber nur kurz bleiben können. Auch er habe noch etwas wichtiges zu erledigen, schien ihm gerade eingefallen zu sein.

Am Samstag war Dr. Solis leider bei einem Autounfall gestorben. Ninu tat das sehr leid. Nicht nur für Dr. Solis und für seine Frau und seine Kinder. Irgendwie, hatte sie überlegt, musste der Schwarze Mann, den Dr. Solis in ihren Träumen entdeckt hatte, etwas mit ihren Problemen zu tun haben. Und vielleicht hätte Dr. Solis ihr helfen können, den Schwarzen Mann zu verscheuchen.

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